Jubiläums-Special: Bio-Messen
2016 ist ein ganz besonderes Jahr für uns. Denn NATURATA wird 40! Als Bio-Pionier, der die Naturkostbewegung mit gegründet hat, blicken wir auf eine lange und bewegte Firmengeschichte zurück. Im Jubiläumsjahr wollen wir Ihnen einen kleinen Einblick in diese gewähren – aus verschiedenen Blickwinkeln. Deshalb haben wir eifrig in unseren Archiven gestöbert und monatlich ein spezielles Jubiläums-Special geplant, das auf unserem Blog erscheint. Passend zur bald stattfindenden Biofach starten wir dazu heute mit einem Artikel zu den Bio-Messen, die für die Entwicklung der Naturkost-Szene und auch von NATURATA eine große Rolle gespielt haben. Auf Messen treffen sich schließlich nicht nur Angebot und Nachfrage, sondern sie sind auch wichtig für das Netzwerken mit Kunden, Lieferanten und Partnern, für die Imagebildung von Herstellern und Händlern und, um sich über die Bio-Branche zu informieren: Welche neuen Produkte und Trends gibt es? Wie entwickelt sich der Markt weltweit?
Bio-Messen gewinnen von Jahr zu Jahr mehr Aussteller und Besucher hinzu. Doch welche Messen gibt es und gab es bereits? Wie und woraus sind diese entstanden und was haben sie für eine Rolle gespielt in der Entwicklung der Bio-Branche? Die wichtigste Messe im Bio-Bereich heutzutage ist sicherlich die Biofach, die weltweit größte und wichtigste Messe für ökologische Konsumgüter. Doch es gab bereits Vorläufer zu Beginn der Naturkostbewegung:
Vorläufer der Biofach: Müsli & Pro Sanita
Angefangen hat alles 1983 mit der „Müsli 83“, der ersten bundesweiten Messe der Naturkost-Szene. Sie wurde vom Verein „Naturkost – Verein zur Förderung natur- und menschengemäßer Ernährungsweise e. V.“ gegründet. Wie kam es dazu? Nun, in den frühen Achtzigern gab es noch kein wirklich klares Begriffsverständnis von „Bio“. Zwar gab es bereits die Anbauverbände „Demeter“ und „Bioland“ (und ähnlich organisierte Verbände in anderen Ländern) und auch sogenannte „Basis-Standards für Bio“, welche die IFOAM (International Federation of Organic Agriculture Movement, der Weltdachverband der ökologischen Anbauverbände) 1980 veröffentlichte. Dennoch musste erst noch verbindlich ausgehandelt werden, was eigentlich „Bio“ ist und was nicht. Deshalb kam 1983 das Qualitätsinstitut als zusätzliche Kontrollinstanz neu dazu, das nun auch vor Ort prüfte, ob die Richtlinien des Verbands mit den tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort übereinstimmen. Mit der Gründung des Qualitätsinstituts begann sich auch die Bio-Szene zu konsolidieren und es fiel der Beschluss, eine eigene Messe zu organisieren. Heinz-Dieter Gasper, der zum Qualitäts-Arbeitskreis gehörte und organisatorisches Geschick besaß, gründete den Verein „Naturkost e. V.“ (der Eintrag ins Vereinsregister wurde ein Jahr später um den Zusatz »Bundesverband« ergänzt) und organisierte die „Müsli 83“. So trafen sich im Juni 1983 in der Krebsmühle bei Frankfurt am Main 55 Großhändler und Erzeuger und rund 2000 Ladeninhaber. Ziel der Messe war nicht der Verkauf der Waren, sondern der bessere Austausch über Qualität und Herkunft der Waren und die gemeinsame Diskussion darüber, wie die Zukunft der Naturkostbranche aussehen soll. Das Hauptthema der Messe lautete deshalb: „Aufgaben und Ziele der Naturkostbewegung“.
Aufgrund des großen Erfolgs fand zwei Jahre später, 1985, die zweite „Müsli“ statt. Hier einige Impressionen:
Auch die Pro Sanita in Stuttgart kann als Vorläufer der Biofach bezeichnet werden. Hier dreht sich alles um das Thema „Gesundheit“ mit den Schwerpunkten Naturkost, Naturkosmetik, Naturheilmittel und gesundes Bauen und Wohnen. Mittlerweile findet die Publikumsmesse aber unter dem Namen „Wellviva“ gemeinsam mit weiteren „Lifestyle“-Messen statt.
Unser Stand auf der Pro Sanita 1985
Die Weltleitmesse Biofach
1990 kam dann die Biofach, die von den Messeveranstaltern Hubert Rottner Defet und Hagen Sunder ins Leben gerufen wurde. Die heutige Weltleitmesse für ökologische Konsumgüter, die jedes Jahr im Februar auf dem Messegelände der Stadt Nürnberg stattfindet, fing damals noch ganz klein an. Rund 2.500 Besucher kamen zu der damaligen „1. Europäischen Fachmesse für Naturkost und Naturwaren“ in der Stadthalle Ludwigshafen. In der noch überschaubaren Szene kannten sich die meisten auch persönlich und es gab ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Einen festen Messestandort gab es jedoch anfangs nicht. Die Biofach wurde an vielen verschiedenen Standorten veranstaltet. Erst im Jahr 1994 zog die Messe fest nach Frankfurt um. Als Medienstadt bot diese beste Voraussetzungen für die Entwicklung der Biofach und garantierte eine starke mediale Präsenz. Seit 1999 findet die Biofach nun in Nürnberg statt, 2001 erwarb die Messe Nürnberg auch die Veranstaltungsrechte. Über die Jahre entwickelte sich die Biofach zur Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel und etablierte sich als feste Größe. Organisiert wird die reine Fachmesse übrigens unter Schirmherrschaft der IFOAM.
Impressionen unserer Messeauftritte auf der Biofach:
Regionale Fachmessen: BioSüd, Ost, Nord und West
Die regionalen Fachmessen dienen mittlerweile bundesweit als Forum und Treffpunkt für die Branche – aufgeteilt in die Gebiete Nord, Ost, Süd und West. Ganz am Anfang gab es jedoch erstmal nur die BioNord. Gegründet wurde diese im Jahre 2004. Zum zehnjährigen Bestehen des Großhandels „Naturkost Nord“ organisierte der Geschäftsführer Matthias Deppe eine Veranstaltung, die anders als klassische Hausmessen allen Akteuren der Naturkostbranche offen stehen sollte. Mit diesem Highlight für Anbieter und Kunden wollte er das Jubiläum gebührend feiern. Doch es kamen sehr viel mehr Aussteller und Besucher als erwartet – und alle wünschten sich, dass die Veranstaltung zu einer festen Institution wird. Und so geschah es dann auch. Als nächstes folgte die BioSüd, die erstmals 2009 in Augsburg stattfand. Die treibende Kraft für das Pendant im Süden war Wolfram Müller, der bereits an der Organisation der ersten BioNord beteiligt war und mittlerweile im süddeutschen Raum lebte. Und auch hier waren die Rückmeldungen überaus positiv und die BioSüd konnte sich auf Anhieb erfolgreich etablieren, obwohl das Jahr ganz im Zeichen der Finanz- und Wirtschaftskrise stand. Die BioOst und BioWest kamen dann 2013 hinzu – und das Konzept der regionalen Fachmessen war somit bundesweit flächendeckend umgesetzt.
Hausmessen
Nicht zu vergessen sind natürlich auch die Hausmessen, initiiert von einzelnen Bio-Unternehmen und ausgerichtet auf deren Angebot. Auch diese spielen für die Entwicklung der Branche eine große Rolle.
Wir hoffen, Sie hatten Spaß bei unserem kurzen geschichtlichen Rückblick auf die Bio-Messen, die übrigens allesamt reine Fachmessen für den Handel sind. Bleiben Sie gespannt auf die folgenden Jubiläumsspecials!
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