Abdrift von Pestiziden – Ernte des demeter-zertifizierten Leindotters nicht verfügbar

Familie Vellenga vom Hof Michael in Norddeutschland liefert das Leindotter für das NATURATA Leindotteröl in Demeter-Qualität. Der Hof wird seit 1992 nach den strengen Kriterien des biologisch-dynamischen Landbaus bewirtschaftet. Die landwirtschaftlich genutzte Ackerfläche umfasst 80 ha, die in einer 6 gliedrigen Fruchtfolge mit 2 jährigem Kleegras, Dinkel, Lupinen/Leindotter, Kartoffeln und Sommerroggen bewirtschaftet werden. Kees Vellenga hat vor mehreren Jahren die ökologischen Vorzüge von Leindotter entdeckt. Dabei hat er die Erfahrung gemacht, dass sich Leindotter besonders gut als Untersaat zusammen mit einem Erbsen-Gersten-Gemenge als Mischkultur eignet. Nach der Ernte wird die Saat gelagert und je nach Bedarf frisch gepresst. Das Spezialitätensalatöl wird vor Ort in der eigenen Ölmühle gepresst. 2009 wurde das Leindotteröl durch seine ernährungsphysiologische Wertigkeit und geschmacklichen Vorzüge als Demeter Produkt des Jahres ausgezeichnet.

Während der Leindotter, auch Camelina genannt, zur botanischen Familie der Kreuzblütengewächse gehört, wird Lein zu den Leingewächsen gezählt. Leindotteröl ist sehr reich an Alpha-Linolensäure (Omega-3-Fettsäure) und Vitamin E und sollte daher wie auch das Leinöl nicht erhitzt werden. Die Pflanzen sind Jahrtausende alte Kulturpflanzen, die sehr resistent gegen Schädlinge und Krankheiten sind und den Boden mit den tiefen Wurzeln lockern. Das Leindotteröl zeichnet sich im Gegensatz zum Leinöl, das für seine Bitternote charakteristisch ist, durch einen blumigen, leicht erbsigen Geschmack aus und schmeckt daher auch Kindern gut. In Frankreich gilt das Öl aufgrund seiner ernährungsphysiologischen Wertigkeit und des charaktervollen Geschmacks als Gourmetöl. Ob zu Salat, gegrilltem Gemüse oder Kartoffeln, das Leindotteröl ist vielfältig einsetzbar.

Viele vermissen seit einiger Zeit unser Leindotteröl in Demeterqualität. Da die Leindotter-Ernte vom Hof Michael von einem Pestizid-Abdrift betroffen war, konnten die Samen nicht zur Vermarktung verwendet werden. Um Biobauern vor falschen Verdächtigungen, selbst Pestizide eingesetzt zu haben, zu schützen, hat der BNN 2001 einen Orientierungswert bei 0,01 Milligramm Pestizid je Kilogramm Lebensmittel festgelegt. Die EU-Kommission will die 0,01 mg/ kg zukünftig als offiziellen Bio-Grenzwert für Pestizide festlegen. Um das Risiko zu verringern, sind die Biobauern gezwungen regelmäßige Überprüfungen von Proben durchführen zu lassen, was neben Mehraufwand mit enormen Kosten verbunden ist.

Familie Vellenga wurde Ende letzten Jahres von der Kontrollstelle Kontrollverein Ökologischer Landbau e.V. über Rückstandsfunde des Pestizids Cyprodinil in der Leindotter-Saat informiert. Cyprodinil ist ein systemisches Breitband-Fungizid, das bei Weizen und Roggen gegen Halmbruch, im Obstbau gegen Apfelschorf und im Weinbau eingesetzt wird. Nach ausgiebiger Nachforschung konnte das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bestätigen, dass die Rückstände durch Abdrift benachbarter Felder verursacht wurden und nicht durch eigenverantwortlichen Einsatz des Pestizids. Die Ernte durfte nicht vermarktet werden und wurde von Hof Michael als Futtermittel eingesetzt. Die Ackerfläche darf jedoch weiterhin als demeter-Anbaufläche verwendet werden. Verlegung des Anbaus und Hecken sollen nun vor Abdrift schützen. Die neue Saat wurde im April ausgesät und wird im Herbst geerntet. Das Naturata Leindotteröl wird somit voraussichtlich wieder Ende des Jahres verfügbar sein.

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