Fair beginnt in Deutschland

Nachhaltigkeit und Fairness sind momentan in aller Munde. Jedes Unternehmen – egal ob aus dem Naturkostmarkt oder nicht – brüstet sich mit diesen Schlagworten und will damit auf den Nachhaltigkeits-Zug aufspringen. Aber was ist wirklich nachhaltig und was ist wirklich fair? Und welches Unternehmen propagiert dies nur und setzt Nachhaltigkeit nicht konsequent in allen Bereichen um?BILD1488

Naturata geht bei diesem Thema zurück zu der ursprünglich in den 70er Jahren entstandenen Idee aus der Naturata selbst entstanden ist: Gemeinsam handeln. Das klingt zwar einfach, birgt aber im Detail viele offene und auf die Schnelle nicht beantwortbare Fragen. Was ist mit Gemeinsam Handeln gemeint? Wer ist davon betroffen? Und wie sieht das in der Praxis aus?

Denn wenn man ehrlich ist, kann es so nicht weitergehen. Im Wirtschaftsleben geht es nur um noch mehr Gewinne, noch mehr Boni und noch mehr Steigerung von allem – aber ist dies der richtige Weg? Oder sollte man nicht lieber bisherige Geschäftsgebahren überdenken und neu aufsetzen? Erste Überlegungen von Verbänden und Vorreiter-Unternehmen gibt es schon. Die Umsetzung ist leider nicht ganz so schnell und einfach durchführbar. Aber auch Naturata möchte hier voranschreiten, um vergessene Werte im wirtschaftlichen Miteinander neu zu überdenken und umzusetzen.

Mit dieser Überlegung fand im Rahmen der Partnerschaft mit den demeter Dinkel-Erzeugern von der Schwäbischen Alb und aus dem Schwarzwald, die den Dinkel für die Naturata Teigwaren anbauen, Anfang November 2010 ein runder Tisch für das Gemeinsame Handeln auf dem Hof Höllwangen bei Überlingen statt. Alle Teilnehmer der Wertschöpfungskette waren anwesend:

13 demeter Landwirte, der Verarbeiter zur Vermahlung des Dinkels, der Nudel-Hersteller, Klaus Wais vom Verbund der demeter-Erzeuger, Herr Kampf, Herr Metz, Herr Rösch und Frau Maxion von Naturata als Inverkehrbringer, zwei Vertreter des Naturkost-Großhandels sowie zwei Einzelhändler.

BILD1489Das klingt lapidar, ist aber ein absolutes Novum – sowohl in der Naturkostbranche als auch generell in der Wirtschaftswelt. Denn sind wir mal ehrlich: grundsätzlich geht es doch darum, aus den Lieferanten so viel wie möglich herauszuquetschen, damit am Ende für sich selbst genug bleibt. Und da ist kein Verständnis für den anderen Teilnehmer der Wertschöpfungskette notwendig, sondern schlicht und ergreifend knallhartes Verhandlungsgeschick. Genau hier sieht sich Naturata in der Pflicht, es selbst anders – eben besser und sozialer – umzusetzen und dem Endverbraucher auch davon mitzuteilen, warum denn eine Naturata Dinkel-Nudel am Ende ein wenig mehr kostet als vergleichbare Produkte, die neben Naturata Nudeln im Regal stehen.

Ziel des runden Tisches Anfang November war es, allen Teilnehmern der Wertschöpfungsstufen die aktuelle Marktlage darzustellen, die Gedanken des anderen zu hören und vor allem auch zu verstehen um am Ende des Gesprächs, einen fairen Preis der Naturata demeter Dinkel-Nudel zu erzielen. – eben fair für jeden!

Dieses sogenannte Assoziative Wirtschaften – oder auch Gemeinsames Handeln genannt – war Grundgedanke des sozialen Impulses Rudolf Steiners und wurde vom Moderator Ulrich Rösch (Goetheanum, Dornach, Sozialwissenschaftliche Sektion) einleitend dargestellt.

Dass das Interesse der einzelnen Wertschöpfungsstufen an so einer Gruppen-Diskussion so groß ist, zeigt deutlich, dass es im Bereich „fair und sozial“ im aktuellen Wirtschaftsleben Nachholbedarf gibt und nicht jeder weiß, was macht denn der andere Teil der Wertschöpfungskette eigentlich genau. Bei Bananen, Kakao und Baumwolle aus weiten Teilen der Erde ist das Thema „Fair“ bereits aktuell in aller Munde. Aber was ist mit Erzeugnissen aus Deutschland? Kann der Milchbauer vom Nachbarort wirklich von seiner Landwirtschaft leben?

In dieser großen Runde wurden offen, ehrlich und detailliert die aktuellen Marktgegebenheiten für demeter Dinkel-Teigwaren beleuchtet. Was beschäftigt die Landwirte? Wo liegt die aktuelle Problematik des Handels? Was ist dem Endverbraucher wichtig? All diese Fragen und auch das Verhalten einzelner Marktteilnehmer und die Entwicklung des Preises für demeter Dinkel-Teigwaren wurden heiß diskutiert.

Eines war schnell klar: durch das Verhalten einzelner Marktteilnehmer und die unterschiedlichen Bedürfnisse war es nicht einfach, einen gemeinsamen Konsens während dieses runden Tisches zu finden. Dennoch war auch allen deutlich geworden, der Austausch über diese Themen mit allen Beteiligten ist zwingend notwendig um das Verständnis für den anderen zu finden.

Das Fazit aller Teilnehmer war deutlich:

Wir sitzen alle im gleichen Boot –  Landwirte, Erzeuger, Handel – und müssen gemeinsam daran arbeiten. Jeder muss seinen Teil einbringen und in schlechten Zeiten auch mal für den anderen zurückstecken. Nur gemeinsam kann man Themen nach vorne bringen und Aufmerksamkeit erregen. Kooperation statt Konfrontation und Konkurrenz!BILD1490

Ein wichtiges Glied in der Kette dafür ist der Ladner: der Einzelhandel hat die kostbare und wichtige Gelegenheit, den Endverbraucher aufzuklären und die wirklichen Vorteile eines Produktes aufzuzeigen und zu erklären, dass das Produkt den genannten Preis auch wirklich wert ist.

Denn am Ende ist eines klar: Der Endverbraucher hat die Macht zu entscheiden: für welches Produkt entscheide  ich mich? Lege ich Wert auf den günstigsten Preis oder nehme ich ein Produkt, bei dem ein nachhaltiger Preis gezahlt wird? Jedoch ist diese Entscheidungsmacht vielen Endverbrauchern nicht bewusst. Und daran gilt es zu Arbeiten – gemeinsam mit allen Teilen der Wertschöpfungskette. Der Konsument muss sich als (Mit-) Verantwortlicher für den Markt erkennen und sich über seine Entscheidungsmacht mit seinem Kauf bewusster werden.

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