FAIR BREEDING® soll fortgesetzt werden

Vor zehn Jahren haben sich die beiden Vereine Naturata International – Gemeinsam Handeln und Kultursaat zusammengetan, um die biodynamische Gemüsezüchtung voranzubringen. Ganz konkret entstand daraus eine Kooperation, die unter dem Namen FAIR BREEDING® insbesondere die züchterische Bearbeitung von Blumenkohl intensivieren sollte. Am 13. und 14. September kamen Vertreter beider Organisationen in Bingenheim zusammen.

Fairbreeding

Die Ladner von Naturata zu Besuch im Zuchtgarten. (Foto: Marek Thielemann)

 

„Die Zusammenarbeit ist einzigartig und von großem gegenseitigem Interesse gekennzeichnet – und von Herzblut in der Sache“, stellt Kultursaat-Geschäftsführer Michael Fleck fest. Dies war auch beim Treffen in Bingenheim spürbar. Die Ladner geben ihrem Anliegen Ausdruck durch die Selbstverpflichtung, über 10 Jahre einen Teil ihrer eigenen Wertschöpfung an die Gemüsezüchtung abzugeben, ohne irgendwelche Rechte daraus abzuleiten. Bei der Herbst-Zusammenkunft bekamen die Naturata-Ladner lebendige Einblicke in die laufende praktische Arbeit, sowohl im Gespräch als auch durch Besuch der Zuchtgärten der in Bingenheim ansässigen Züchter – und das bei Temperaturen um 30 °C. „Züchtung ist schon eine Welt für sich“, resümiert Roland Majerus von Naturata Luxemburg. „Was früher noch Teil des landwirtschaftlich-gärtnerischen Tuns war, ist heute getrennt und an Profis delegiert, die in vielen Fällen ihr Geld gleichzeitig mit Agrarchemie verdienen. Von diesen Strukturen ein Stück weg zu kommen, ist eines unserer Ziele. Deshalb ist es so nötig, dass die frei finanzierten biodynamischen Züchtungsaktivitäten intensiviert werden“, so Majerus.

 

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Zahl behördlich zugelassener Blumenkohlsorten gruppiert nach samenfesten Sorten (weiß) und Hybriden (blau). (Zusammenstellung von Kultursaat e. V. auf Basis von Daten des Gemeinsamen Sortenkataloges für Gemüsearten, verschiedene Jahrgänge (Link: Plant Variety Database der EU))

Durch die FAIR BREEDING® Partnerschaft sind Finanzmittel in einer Höhe von bisher knapp 140.000 EUR geflossen, die der Entwicklung neuer samenfester Blumenkohlsorten bei Kultursaat zu Gute kamen. Bei dieser Gemüseart sind 80 Prozent der zugelassenen Sorten Hybriden, davon machen sogenannte CMS-Hybriden aus Zellfusion einen immer größeren Anteil aus. Da solche CMS-Hybriden im verbandsorganisierten Ökolandbau in Deutschland verboten sind, ist der Handlungs-bedarf besonders groß. Während der Projektlaufzeit wurden drei weißblumige Kultursaat-Sorten beim Bundessortenamt zugelassen: Nuage, Tabiro und Celiano. Diese stehen in Form ökologisch vermehrten Saatguts zur Verfügung. In den nächsten Jahren sollen weitere Zuchtlinien in die behördliche Prüfung folgen und auch die züchterischen Anstrengungen weiter ausgebaut werden. „Die Zusammenarbeit mit den Züchtern hat uns die Augen für ein Feld geöffnet, das wir als Händler und Verbraucher nicht im Alltagsbewusstsein haben“, konstatiert Heinz Knauss von Naturata Überlingen. „Mit Blick auf die beängstigende Konzentration am Saatgutmarkt, neue Gentechnikverfahren wie CRISPR oder auch die Frage nach der Qualität der Bio-Produkte ist der aktive Einbezug der Öko-Pflanzenzüchtung in die Wertschöpfungskette nur eine logische Konsequenz. Deshalb geht es mit FAIR-BREEDING® auf jeden Fall weiter. Aber wir freuen uns über jede ähnliche Initiative, denn die Herausforderungen sind zahlreich!“

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